Viele Menschen denken bei dem Begriff Trauma an dramatische heftige Situationen: Katastrophen, Gewalt, Krieg, schwere Vernachlässigung usw.
Aber auch von vielen Menschen als ‚normal‘ erfahrene und daher eher harmlos wirkende Erlebnisse und Interaktionen im familiären Umfeld hinterlassen tiefe Spuren in uns, besonders wenn sie über lange Zeit anhalten.
Gravierende Auswirkungen in Form eines Entwicklungstraumas können beispielsweise auftreten durch folgende Faktoren:
Die meisten derartigen Erlebnisse ereignen sich in frühen Entwicklungsphasen, in einem Alter, in dem unser Gedächtnis noch nicht kontinuierlich arbeitet.
So können wir uns oft nicht erinnern - und da wir dazu neigen, nur ernst zu nehmen, an was wir uns erinnern, können wir damit verbundene Gefühle von Verlassenheit oft nicht greifen, nicht einordnen.
Wie jedes Säugetier ist auch der Mensch ein Herdentier. In der Herde ist ständiger Kontakt zentral für die Beziehung. Im Tierreich erleben wir Lecken, Lausen usw. als Ausdruck der direkten
Unmittelbarkeit des Gesehen- und Gefühltwerdens, des Erfüllens von Grundbedürfnissen.
Das Nervensystem eines Babys ist bei der Geburt noch nicht vollständig ausgeprägt. Zum Entwickeln der Regulation von Gefühlen braucht es eingestimmte Eltern - vor allem in der engen Bindung zur Mutter. Sind bereits die Eltern nicht reguliert, zumeist aufgrund eigener entwicklungsbiographischer Erfahrungen, erlebt das Baby Stress.
Fühlt es sich in seinen Bedürfnissen nicht gesehen, ist Schreien seine einzige Möglichkeit sich bemerkbar zu machen. Erlebt es auch dann keine Resonanz, gerät es zunächst in Rage und dann in den
Kollaps, den ‚Freeze‘. Und diese Reaktionsmuster hängen dann im Nervensystem fest.
Ein Entwicklungstrauma kann über lange Zeit vielerlei Symptome hervorrufen:
Das Nervensystem ist in ständiger Hochspannung:
Es möchte runterfahren, sich regulieren, und ist gleichzeitig höchst wachsam - denn gefühlt lauert überall Gefahr.
Somatic Experiencing® und EMDR ermöglichen, auch noch nach langer Zeit die ein Entwicklungstrauma hervorrufenden physiologischen Prozesse im Nervensystem zu einem guten Ende zu führen.
Wir verleugnen das Erlebte nicht, eröffnen aber den Horizont, es als Teil unserer Geschichte abzulegen, sodass es nicht mehr tagtäglich als gefühlte Wirklichkeit sein Wesen treiben muss.