Das Erleben schrecklicher Gewalt kann eine Belastung werden, die schwer zu verarbeiten ist, kann traumatisieren.
Die Geschehnisse lassen den Betroffenen nicht los, wiederholen sich in Erinnerungen oder Bildern immer wieder und können zu einem massiven Verlust an Lebensqualität führen.
Vor allem infolge der Weltkriege wurde die Diagnose Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) entwickelt, aber wir kennen z. B. auch historische Berichte über Feuersbrünste, in denen die
gleichen Symptomatiken geschildert werden.
Auslöser der PTBS sind Opfer- oder Zeugenschaft außergewöhnlicher Bedrohungen, die zu einer tiefen Verstörung führen:
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PTBS bei Bundeswehr (Militär), Polizei, Rettungskräften
Die sich als PTBS zeigenden Symptombilder sind keine Krankheit, keine Fehlfunktion. Vielmehr erleben wir darin eine zweckdienliche, gesunde Strategie von Körper, Geist und Seele, extreme
Bedrohung zu überstehen. PTBS kann jede/n treffen, sie hat nichts mit psychischer Labilität zu tun.
Die Posttraumatische Belastungsstörung kann sich auf vielfache Weise zeigen, zum Teil auch erst längere Zeit nach dem Erlebnis, und das Leben einschränken.
Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung können individuell unterschiedlichste Formen annehmen:
Die auslösende, vergangene Situation wird in sich aufdrängenden, unkontrollierbaren Erinnerungen immer wieder durchlebt, oft verbunden mit Selbstvorwürfen, Schuld und Scham.
In als Flashbacks auftauchenden Bildern scheint es, als würde die Traumatisierung in diesem Moment erneut geschehen; Gefühle von Hilflosigkeit und Bedrohung werden so immer wieder befeuert. Albträume, oft identisch wiederkehrend, können den Betroffenen zermürben.
Kleinste Auslöser (Geräusche, Gerüche, ein bestimmter Tonfall…) können genügen, und Betroffene fühlen und handeln plötzlich so, als ob die längst vergangene Situation in diesem Moment wieder durchlebt wird.
Auch hier ist die Symptompalette weit gefasst: Chronischer Schmerz ohne Befund, Angstschweiß, Verdauungsstörungen, Hautprobleme, Enge in der Brust, Herzrasen und vieles andere mehr können zum Ausdruck innerer Hochspannung werden.
Durch die gemachten Erfahrungen ist das ganze System in ständiger Alarmbereitschaft. Folge davon können Schlaflosigkeit, allgemeine Nervosität und Konzentrationsschwäche sein. Die hohe Reizbarkeit kann zu einer Neigung zu Wutausbrüchen führen.
Oft wird Reizen aus dem Weg gegangen, die auch nur entfernt an das traumatisierende Geschehen erinnern könnten (Trigger). Und so werden vielleicht bestimmte Situationen, Orte, Aktivitäten, Begegnungen und Gespräche gemieden.
Hat z. B. ein Autounfall zur Traumatisierung geführt, wird es für die betroffene Person u. U. belastend bis unmöglich, weiterhin am Straßenverkehr teilzunehmen.
Vermeidung kann zu sozialem Rückzug führen, bis hin zur Teilnahms- und Interesselosigkeit, dem Einstellen von Hobbys, Ausschlagen von Einladungen etc. Man fühlt sich ‚fremd im eigenen Leben‘, ‚auf dem falschen Planeten gelandet‘. Die Bandbreite des Erlebens und Ausdrückens von Gefühlen wird eingeschränkt, Betroffene neigen zu emotionaler Taubheit.
Erlebnisse, die zu PTBS führen, erschüttern das Vertrauen: in mich, in andere, in das Große Ganze, das Transzendente.
Die Wahrnehmung des Selbstwerts ist gestört, Freudlosigkeit kann auch Tätigkeiten erfassen, die früher Spaß gemacht haben. Die Lebensfreude erlischt.
Missbrauch von Alkohol oder Medikamenten zur scheinbaren Beruhigung stellt für von PTBS Betroffene eine Gefahrenquelle dar. Negativität und Depressivität können bis zur Suizidalität führen.
Betroffene sind weder fähig, die Traumatisierung mit Worten zu beschreiben, noch auszudrücken, wie sie über die Ereignisse fühlen und denken.
Zu Zeiten drohender Gewalttätigkeit der Betroffenen gegen sich selbst oder andere kann medikamentöse Unterstützung sinnvoll sein. Aller Erfahrung nach wird das Grundproblem damit aber nicht
gelöst.
Bestimmte Faktoren können dazu beitragen, dass eine Person anfällig wird, nach entsprechenden Erlebnissen eine PTBS zu entwickeln:
Nach dem 2. Weltkrieg untersuchte der israelisch-amerikanische Soziologe Aaron Antonovsky KZ-Insassinnen und stieß auf ein unerwartetes Ergebnis: 29% der Frauen wiesen trotz der unvorstellbaren
Qualen des Lagerlebens weder körperlich noch psychisch langfristige Beeinträchtigungen auf.
Aus den Erfahrungen der Frauen extrahierte Antonovsky Faktoren, die den Umgang mit maximaler Belastung ermöglichen, der Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung entgegenwirken:
Somatic Experiencing® und EMDR bieten uns das
Werkzeug, auch derartig extreme Erschütterungen zu integrieren, zu befrieden und damit den Fluss des Lebens wieder zu stärken.
Heilung kann stattfinden, ohne die das Trauma auslösende Situation erneut durchleben zu müssen.
Beide Methoden sind dafür ausgelegt, mit überwältigenden Erfahrungen zu arbeiten. Dabei gilt unsere Aufmerksamkeit vor allem den gegenwärtig in Körper, Geist und Seele ablaufenden Reaktionen. Als deren ‚Dialogpartner‘ etablieren wir Ressourcen, all das, was uns so stark gemacht hat, dass wir überlebt haben. Im Spüren der Begegnung dieser beiden Pole kann sich die Energie sukzessive lösen und entladen.